Gua Sha
Gua Sha ist eine sehr wichtige, weil sehr effiziente Technik aus der TCM, der traditionellen chinesischen Medizin. In China wird sie in der Familie von fast jeder Hausfrau angewendet, während die Technik in unteren Breiten sogar unter Medizinern unbekannt ist. Sie wird vorwiegend bei Schmerzen im Bewegungsapparat angewendet, die Indikationen sind jedoch weitaus vielseitiger, z.B. bei Lungenkrankheiten wie der COPD. Am Ende dieses Textes habe ich einige Indikationen aufgelistet.
Die Technik des Gua Sha ist einfach durchzuführen, jedoch leicht schmerzhaft. Zuerst erfolgt eine Untersuchung durch Palpieren und Pressen. Dann wird die Haut leicht eingeölt und mit einem abgerundeten Gegenstand wie einem Porzellanlöffel oder einem Dosendeckel mit Druck geschabt und gerieben. In früheren Zeiten haben die Menschen Hörner von Tieren oder daraus geschnitzte Werkzeuge benutzt.
Man reibt so lange über Haut, bis Petechien (das sind kleinste Hauteinblutungen) oder Hämatome (Blutergüsse) entstehen. Aber die Haut ist nicht verletzt. Bei einer Behandlung z.B. am Rücken fühlt sich dieser nach der Behandlung warm und gut an. Und mit jeder weiteren Behandlung werden diese Hauteinblutungen weniger, da man immer etwas von dem krankhaften durch die Behandlung aus dem Körper heraus holt.
Da die Behandlung leicht schmerzhaft ist, muss mit dem Patienten ein Stopp-Zeichen vereinbart werden. Wenn der Schmerz zu stark wird, geht man zu einer anderen Hautpartie über oder muss die Behandlung pausieren oder abbrechen.
Vor der Behandlung muss der Patient unbedingt darüber aufgeklärt werden, dass Petechien und Hämatome entstehen . Vielleicht ist ein Sauna- oder Theaterbesuch geplant. Man reibt streifenweise mit 10 bis 15 cm Länge über die Haut, bis die Hämatome entstehen und geht dann zur nächsten Hautpartie über. Man behandelt immer den ganzen Rücken oder Funktionsketten, nie nur die schmerzhafte Stelle alleine. Wenn also die Schulter weh tut, wird der ganze Arm, der Nacken und die obere Rückenpartie behandelt.
Die Haut ist nicht verletzt, aber energetisch ist die behandelte Stelle offen. Es können also pathologische Faktoren aus der TCM (Wind, Kälte, Nässe, Hitze etc.) in den Körper eindringen und die Beschwerden verstärken. Deswegen muss sich der Patient nach der Behandlung durch entsprechende Kleidung oder bei einer Behandlung am Nacken durch einen Schal sehr gut schützen.
Umgekehrt kann man so aber auch die Wirkungsweise der Behandlung erklären. Ist ein pathologischer Faktor, z.B. Kälte oder Nässe, in den Körper eingedrungen, kann man ihn durch die Behandlung aus der Tiefe des Körpers an die Oberfläche holen, wo er entweichen kann. Man kann es auch schulmedizinisch erklären. Durch die verstärkte Durchblutung entsteht eine Heilwirkung. Durch die Reibebehandlung vergrößern sich die kleinsten Adern in der Haut, Stickstoffmonoxid wird gebildet, was auch schmerzlindernd ist. Außerdem haben wir einen cutivisceralen Reflex, der von den Head’schen Zonen und der Bindegewebsmassage her bekannt ist.
Im Körper ist alles mit allem verbunden. Wenn ich die Behandlung am Rücken über der Hautzone der Leber durchführe, erziele ich über einen Nervenreflex eine Wirkung auf das innere Organ. So erklären sich dann auch die Therapieansätze mit den unten aufgeführten Indikationen. Bei der Behandlung entsteht zwar keine Entzündung, aber alle Entzündungszeichen sind vorhanden: Schmerz, Rötung, Wärme, Schwellung und eingeschränkte Funktion. Und so erklärt sich die Wirkungsweise bei entzündlichen Erkrankungen. Es wird eine „Gegenentzündung“ ausgelöst, ein uraltes Heilprinzip. In früheren Zeiten haben die Menschen z.B. bei einer Augenentzündung einen Faden unter die Haut am Nacken gezogen, der sich entzündete und somit die Entzündung am Auge herauszog.
Ich mache die Behandlung oft bei festsitzenden Schmerzen am Nacken oder am unteren Rücken, gerne auch nach einer Massage. Aber auch wenn die Schmerzen nach einer Massage nicht verschwunden sind, kann eine Massage plus Gua Sha sehr hilfreich sein. Noch intensiver wäre eine Massage plus Gua Sha plus Triggerpunktakupunktur. Triggerpunkte sind verhärtete Stellen im Muskel, strang- oder knotenförmig, die schmerzhafte Ausstrahlungen in entfernte Regionen des Körpers verursachen können. Man sticht mit einer dicken Akupunkturnadel fächerförmig in den Muskelknoten, so dass wieder Blut und somit Energie in diese Region einfließen kann. Das Gua Sha kann auch wunderbar zum Aufspüren dieser Triggerpunkte benutzt werden. Genau dort, wo sich bei der Behandlung zuerst die Hämatome bilden, befinden sich die größten Triggerpunkte.
Indikationen
Die Behandlung ist nicht alleinig, sondern nur unterstützend gemeint und wirkt sich bei vielen gesundheitlichen Problemen positiv aus:
- Schmerzen am Bewegungsapparat
- Hals-Nacken-Schulterschmerzen
- steifer Hals
- Rückenschmerzen
- Ischiasschmerzen
- blockiertes Ilosacralgelenk
- Knieprobleme
- Gehschwierigkeiten
- Gelenkschmerzen
- Fersensporn
- Tennisellenbogen
- chronische LWS-Bandscheibenvorfälle
- Weitere Schmerzen
- Kopfschmerzen
- Migräne
- Bauchmerzen
- Beckenbodenschmerzen
- Analschmerzen
- Dysmenorrhoe
- Weichteilverletzungen
- Frakturen
- Verstauchungen
- Quetschungen
- Facialisparese
- Neuralgien am Kopf und im Gesicht
- Gürtelrose
- Lungenkrankheiten
- COPD
- Bronchitis
- Husten
- Pneumonie
- Asthma zumindest unterstützend. Eine Schädigung der Haut durch langfristige hohe Cortisongaben ist eine Kontraindikation.
- Entzündliche Erkrankungen
- Fieber senken
- infektiöse Krankheiten verändern (macht aber nicht der Heilpraktiker)
- antivirale Therapie (macht der Heilpraktiker je nach Virusart auch nicht)
- Gastritis
- entzündliche Darmerkrankungen
- Halsentzündung
- Neurodermitis und Hautprobleme
- Erkältung und grippale Symptome
- Konjunktivitis und Augenprobleme
- Lidrandentzündung
- Sinusitis
- Nasennebenhöhlenentzündungen
- Otitis
- Ohrenschmerzen
- Ohrprobleme
- Desweiteren bei:
- Stress
- Ängsten
- Schlaflosigkeit
- Erschöpfung
- schlechter Gesundheit
- Neurasthenie
- Schwindel
- Patienten, die leicht frieren
- Stärkung der Leber